Emotionale Erschöpfung – Ursachen und Formen von Stress verstehen

In diesem Beitrag geht es um emotionale Erschöpfung. Dieser Zustand ist auch bekannt als toxischer Stress. Emotional erschöpft zu sein bedeutet, sich ausgelaugt, kraftlos und mit allem überfordert zu fühlen. Wie, wenn man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.

Stress ist per se nichts Schlechtes. Ich möchte etwas ausholen und differenzieren.

«Stress ist unsere Reaktion auf Anforderungen im Alltag.»

Was ist gesunder Stress?

Der «gesunde» Stress tritt bei Herausforderungen auf, die für uns wichtig sind. Etwa wenn wir eine Prüfung schreiben, einen Vortrag halten oder eine sportliche Bestleistung erbringen. In Situationen, in denen wir konzentriert sind und etwas besonders gut machen möchten. Diese Form von Stress ist tolerierbar. Unser Nervensystem reagiert auf solche Herausforderungen mit einer gewissen Anspannung und erhöhter Wachsamkeit.

Oft wird der Puls schneller, manchmal werden die Hände feucht. Ab und zu kommt sogar eine gewisse Angst dazu. Von solchen Reaktionen berichten mir Menschen, die auf der Bühne stehen oder vor der Kamera arbeiten. Wenn ihnen dieser positive Stress fehlt, werden sie unkonzentriert, fahrig und teilweise unsicher.

Der positive Stress macht uns also wach, konzentriert und aufmerksam. Und nach der Herausforderung ist das Nervensystem fähig, sich wieder zu beruhigen und in die Entspannung zu kommen. Das gehört zur natürlichen Bandbreite von Anspannung und Entspannung. Auch der Körper kommt wieder zur Ruhe: Stresshormone werden abgebaut, beruhigende Botenstoffe übernehmen das Kommando. So entsteht ein gesundes Gleichgewicht im Körper und im Kopf.

Wann wird Stress toxisch?

Toxisch oder traumatisch bezeichnen wir die Situation, wenn wir nicht mehr aus der Aufregung herauskommen, der Stress zu einem anhaltenden, dauerhaften Zustand wird. Wenn wir unter innerem oder äusserem Druck stehen. Zum Beispiel durch hohe Erwartungen an uns selbst oder durch Belastungen am Arbeitsplatz. Vielleicht belasten uns Sorgen, wir haben mit Konflikten zu tun. Im Kopf rattert die To-Do-Liste. 

Die Tage sind zu kurz, um alles zu erledigen. Wir werden reizbar. Wir bekommen Kopf- oder Rückenschmerzen, das Schlafen wird schwierig, das Herz rast. Unser Nervensystem ist nicht mehr fähig, herunterzuregulieren. Unser Körper befindet sich in einem anhaltend erhöhten Stresszustand. Wenn dieser Zustand über Wochen oder sogar Monate anhält und der Körper dauerhaft mit Stresshormonen geflutet wird, die Kadenz nicht nachlässt und wir nicht mehr zur Ruhe kommen, dann sprechen wir von toxischem Stress. Dieser Stresszustand kann sich körperlich chronifizieren, zum Beispiel durch Verdauungsbeschwerden, ein geschwächtes Immunsystem oder andauernde Erschöpfungszustände.

Die Regeneration des Körpers gelingt nicht mehr. Entspannung ist nicht mehr möglich. Wir sind in einem Stress-Strudel gefangen. Müde, erschöpft, ausgelaugt, leer. Wir sehen in dem Ganzen kein Ende. Wir fühlen uns vielleicht sogar ausgeliefert. Fremdgesteuert, wie wenn wir nicht anders könnten.

Wie unser Selbstbild Stress beeinflusst

Früh geprägte Verhaltensmuster aus der Kindheit können dazu führen, dass wir später in den Stress-Wirbel hineinkommen. Doch wie entsteht der Stress? 

Das hängt stark mit dem inneren Selbstbild zusammen, mit den Erlebnissen in der Kindheit. Wurde ich von Eltern und Lehrpersonen bestätigt und unterstützt? Oder wurde ich abgewertet und oder schlecht gemacht von Bezugspersonen? Wurde ich in der Schule gehänselt oder ausgegrenzt? Diese Erfahrungen hinterlassen Spuren.

Von Klienten höre ich häufig, dass sie sich als Kind die allergrösste Mühe gegeben haben, Erwartungen zu erfüllen, sie alles gegeben haben – und dennoch keine Anerkennung erhielten. Jetzt, im Erwachsenenalter, meldet sich immer wieder ein innerer Kritiker, der sagt, «Ich muss mir noch mehr Mühe geben, mich noch mehr anstrengen.» So entsteht allmählich das Hamsterrad.

Bin ich im Stress-Hamsterrad?

Bist du jemand, der allen recht machen möchte, der nie Nein sagen kann? In der Firma eine Extraschicht leistet, um sicherzugehen, dass alles pünktlich fertig ist?

An diesen Merkmalen erkennst du, ob der Stress dein Leben im Griff hat:

  • Du gibst dir immer besonders viel Mühe. 
  • Du möchtest perfekt sein.
  • Du kontrollierst zwanghaft, ob wirklich alles erledigt, aufgeräumt, vorbereitet ist.
  • Du findest keine Ruhe.
  • Du funktionierst, obwohl du schon lange keine Energie mehr hast.
  • Du vernachlässigst deine eigenen Bedürfnisse, vergisst manchmal sogar zu essen. 

Wenn dein Selbstwertgefühl stark angeschlagen ist, hörst du vielleicht innere Stimmen wie: «Ich bin so doof», «Ich bringe nichts auf die Reihe» oder «Es wird bestimmt schiefgehen.» Solche abwertenden inneren Überzeugungen oder Glaubenssätze entstehen oft aus Situationen, in denen du dich nicht gesehen oder nicht ernst genommen gefühlt hast.

Dauerhaft gestressten Menschen fällt es schwer, Entscheidungen zu treffen. Oder sie schieben eine Entscheidung ewig vor sich her. Wenn der Stress permanent in den Gedanken wirbelt, ist das ermüdend ist. Man fühlt sich ausgelaugt und verspürt keine Lebensfreude mehr. 

Das Ganze ist ein schleichender Prozess. Am Anfang ignorieren wir die ersten Symptome. Reden uns gut zu, bagatellisieren, powern weiter. Bis der Körper und die Psyche signalisieren: So geht es nicht mehr weiter.

Was hilft bei toxischem Stress?

Eine Möglichkeit ist, mit anderen Menschen darüber zu reden. In Erfahrung zu bringen, wie sie ihren Alltag bewältigen und mit Herausforderungen umgehen. Einigen hilft es, mit Meditation, Yoga oder Atemübungen zur Ruhe zu kommen.

Hilfreich ist es, wenn man Emotionen zulässt. Die einen reagieren auf beruhigende Musik oder sanfte Bewegungen. Ein achtsamer Spaziergang im Wald kann ebenfalls beruhigend wirken.

Rät dir dein Umfeld, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen? Für traumatisch gestresste Menschen ist das jedoch oft nicht möglich, denn sie empfinden den krankmachenden Stress als Normalzustand, in dem ein «Nein» häufig gar nicht zur Wahl steht.

Wenn es dir nicht gelingt, dein Nervensystem in die Balance von Spannung und Entspannung zu bringen, bin ich für dich da. Vereinbare einen Termin über das Kontaktformular oder ruf mich an. Ich begleite dich einfühlsam auf deinem Weg zu mehr Ruhe und innerer Stabilität.