Wann hat alles angefangen? 

Hast du dir das schon mal überlegt?!

Wann hast du Feuer gefangen für deine Lieblingsbeschäftigung, für deinen Kleiderstil, dein Hobby oder deine Lebenseinstellung? Wer oder was war der springende Punkt, dass du entschieden hast: Jawohl, ich versuche es, ich wage es oder so mach ich das ab jetzt? 

War der Entscheid einfach da oder ist er herangereift?

Bei mir reifen Veränderungen oder Entscheidungen oftmals heran: Ich weiss von etwas, lasse den Gedanken oder die Idee in mir schlummern und plötzlich ist der Tag da, an dem ich mich entscheide, etwas ändere oder die Idee in die Tat umsetze. So wie ein Pizzateig erst aufgehen muss, bevor ich ihn auswallen und belegen kann, so wie ein Käselaib im Keller reift, bevor wir ihn geniessen können oder so wie eine Sonnenblume zuerst wächst und gross wird, bevor wir staunen können über ihre gelbe Blüte. 

Ein kleines Gartenprojekt hat mich auf die Idee gebracht, über die Frage nachzudenken, wann alles angefangen hat:

In meinem Garten hatte ich im Frühling ungefähr zehn Töpfe, in denen ich verschiedene Blumen angesät habe. Alle am selben Tag. Die Vorfreude auf die Blumenpracht liess mich jeden Tag im Garten vorbeischauen. Gwundrig äugte ich jeweils in die Töpfe. 

Weisst du, was dann passiert ist?! 

Ungefähr nach einer Woche habe ich die ersten grünen Pflänzchen entdeckt – klein und zart. Ich war voller Freude! Bestimmt geht es bei den anderen Töpfen auch bald los, habe ich mir gedacht. Doch nein, als ich ein paar Tage später wieder erwartungsvoll genau hingeschaut habe, stellte ich fest, dass in den Töpfen, in denen ich schon vor Tagen vergebens nach etwas Grünem gesucht hatte, immer noch Braun die vorherrschende Farbe war. Warum war das so? Warum wachsen die einen Blumen munter und die anderen gar nicht, fragte ich mich? Ich hab doch alle Blumensamen am selben Tag gesät! Zugegeben, ich habe nicht jeden Tag gegossen. Aber dass es möglich ist, das etwas wächst, haben ja die einen Blumen bewiesen. 

Inzwischen sind diejenigen Blumen, die gewachsen sind, verwelkt. In anderen Töpfen ist immer noch gähnende Leere und es wird auch so bleiben. Ich hab das Blumenrätsel nicht gelöst, es hat mich aber auf den wunderbaren Gedanken des „Ideen-Samen“ gebracht: Jede Idee, jeder Entscheid, jeder Wendepunkt hat einen Samen als Ursprung. Es kann sein, dass ein Erlebnis in meinem Kopf einen Samen sät, der sofort spriesst und mich dazu bringt, etwas zu ändern, etwas anzupacken oder anzureissen. Es kann aber auch sein, dass ein Zeitungsbericht, eine Reportage im Fernsehen oder die Aussage eines Mitmenschen in meinem Kopf einen Samen sät, den ich für Monate wieder vergesse. Und auf einmal fallen ein paar Tropfen Wasser auf die Erde und lassen den Samen spriessen. Es wächst eine wunderbare Blume, die mich inspiriert und mich an einen Wendepunkt bringt. 

Wie jeder Blumen-Samen nur dann wächst, wenn die Bedingungen stimmen, stelle ich mir vor, dass es auch im Leben immer dann vorwärts geht, wenn der richtige Zeitpunkt da ist. Wenn es passt. Wenn es sein muss. Oder schöner gesagt: Wenn es sein darf. Alles zu seiner Zeit. 

Und weisst du, was ich besonders toll finde: Nicht jeder Samen wächst in jedem Topf… pardon Kopf! Warum? Ja weil jeder Mensch anders ist, andere Interessen und Vorlieben hat. Es wär ja langweilig, wenn alle Kochen als Hobby hätten, immer einen Hut tragen oder für Fussball schwärmen würden. 

So wünsche ich dir für jeden Tag einen Strauss mit vielen bunten Blumen und ein paar Tropfen Wasser, die dort einen Samen zum Spriessen bringen, wo es gerade passt für dich!

F.E. – freischaffende Texterin