Struktur und Sicherheit

Was ist normal?

Die Normalität ist aus Sicht der Soziologie das Selbstverständliche in einer Gesellschaft, das nicht mehr erklärt und über das nicht mehr entschieden werden muss. Das Selbstverständliche beinhaltet soziale Normen und konkrete Verhaltensweisen von Menschen. Wir sind es gewohnt, daher ist es normal. Die Normalität vermittelt uns Sicherheit, eine gefühlte Sicherheit. Das Gewohnte ist normal.

Soziales Verhalten, welches der Vorstellung von Normalität abweicht, wird gesellschaftlich nur begrenzt akzeptiert und in der Regel nicht geduldet.

  • Der Alkoholiker am Strassenrand.
  • Die Kriminellen.
  • Der bunte Vogel.
  • Die zwei Frauen Arm in Arm.
  • Die verschleierte Frau.
  • Der rücksichtslose Autofahrer. 

Die Vorstellung von Normalität orientiert sich an einem Ideal, an einem erwünschten, vielleicht auch empfohlenen Zustand, am Durchschnitt oder im Einzelfall an der Angemessenheit. Entsprechend hat man es mit unterschiedlichen Normen zu tun.
Normalität ist auch eine Frage von allgemeinen Vorschriften und persönlichen Wünschen. 
Wir schließen oft vom Gewohnten auf das Gewünschte, vielleicht auch vom Gewollten zum Machbaren und Bequemen und bezeichnen das als Normalität. Die vorgeschriebene Norm löst allenfalls einen gewissen Widerstand hervor.

Wie ist es in einer Krise mit Normen?

Die bisherigen Normen gelten plötzlich nicht mehr. Viele neue Regeln durchwirken unseren Alltag. Diese machen unsicher und teilweise Angst.
Es gibt erst mal viel Verwirrung und Orientierungslosigkeit. Niemand weiss genau, wie die neuen Vorgaben anzuwenden sind. Wie ernst ist es gemeint? Die Erfahrung der Auswirkungen, auch sozial, fehlen. Die Veränderungen können nicht eingeschätzt werden.

  • Wie geht der Einzelne damit um? 
  • Wer hält sich an diese neuen Regeln? 
  • Wie gehen wir gesellschaftlich mit Randgruppen um?
  • Wie gehen wir als Individuum damit um?
  • Wie reagiert die Gesellschaft darauf? 
  • Wer bestimmt, was richtig ist? 
  • Wer sagt was angemessen ist?
  • Wer kontrolliert das? 
  • Wer fühlt sich dazu berufen, diese neue Normen zu überwachen und allenfalls umzusetzen? 
  • Wie gehst du mit der damit verbundenen Angst um? 
  • Was tiggert dich an der neuen Situation? 
  • Trägt man nun im öffentlichen Raum eine Maske?
  • Dürfen ältere Menschen sich an der frischen Luft bewegen? 
  • Ist es sinnvoll die Tracking App zu installieren? 
  • Wen darf ich überhaupt noch Treffen? 
  • Wie geht die «neue Begrüssung»? 

Wir brauchen Strukturen in unserem Alltag um handlungsfähig zu bleiben.
Krisenzustände im engeren Sinne treten vor allem dann ein, wenn Menschen sich über längere Zeit als handlungsunfähig erleben