Die normale Kindheit ?

Tiefe Spuren 

Meine Kindheit war ganz normal. Dieser Satz begegnet mir häufig.

  • Was sind normale Kinderjahre? 
  • Welche Fürsorge und Liebe brauche ich für eine gesunde Entwicklung?
  • Wie ist es mit Grenzen einfordern und zugestehen?
  • Was geschieht mit meinem eigenen Willen?
  • Wie wird mit meiner Individualität umgegangen und wie wird sie gefördert und unterstützt?
  • In welchen Bereichen wird meine Persönlichkeit abgewürgt?

Wenn ich einen Körper anschaue, sehe wie er reguliert oder versucht zu regulieren, wenn an Haltung und Ausformung tiefgreifende Spuren sichtbar sind und auf die Frage; wie war denn die Kindheit, ein fragender Blick folgt und anschliessend die Antwort völlig normal, kann ich das unter dem Aspekt verstehen, dass diese Menschen nichts anderes kennen.
Als Kind bin ich lange Zeit abhängig und auf die Fürsorge meiner Eltern angewiesen. Das macht mich in besonderer Weise verletzlich und verletzbar. Daraus entwickelt sich eine grosse Anpassungsfähigkeit, da wir in Wirklichkeit auf erwachsene Menschen angewiesen sind. Wir brauchen ein sicheres Umfeld und Geborgenheit für eine gesunde Entwicklung.
Welche Verhaltensweisen und Muster musste ich anlegen, wenn ich von Vater und Mutter Gewalt erlebte und mich diesem Horror nicht entziehen konnte. 
Es gibt Eltern die mit ihren Emotionen nicht umgehen können und mit den Kindern überfordert sind. Viele unangenehme, daher prägende Erlebnisse aus frühen Kinderjahren kann man auf emotional hochgradig aufgeheizte oder unterkühlte Reaktionen der Eltern untereinander, in der Ehe oder im Umgang mit ihren Kindern zurückführen. Dies wiederum hinterlässt tiefe Spuren die sich später auch auf der Paarebene zeigen können und dann in die nächste Generation übergehen.

Körperliche Nähe gab es fast nie. Als kleine Kinder wurden wir im Jähzorn verprügelt, weggesperrt oder im dunklen Keller eingesperrt. Es gab Tage da konnte ich mich nicht schmerzfrei bewegen. Beschämung war ein wesentlicher Faktor in der Erziehung. Als 5 Jährige wurde ich Zeuge extremer körperlicher und verbaler Gewalt der Eltern. Oft wurde ich aus dem Schlaf gerissen und hörte Vater und Mutter heftig streiten. Gelähmt und am ganzen Körper zitternd lag ich mit grosser Todesangst im Bett. Der subtile psychische Druck und die ständigen Verurteilungen beschäftigen mich noch heute. Grosses Misstrauen als Folge davon beherrschen mich. Bereits ganz früh spürte ich, dass mein jüngerer Bruder der Sonnenschein in der Familie war und mit mir umgehen konnte wie er wollte. Rückblickend würde ich es als Mobbing beschreiben. Ich sollte immer der Wunschknabe sein, bin aber eine Mädchen. Ich bin so oft davongelaufen, das erste Mal als ich noch ganz klein war. Damit ich nicht mehr ausreissen konnte band mich meine Mutter an ein langes Seil. Ich kenne gar nichts anderes als mich um die Bedürfnisse meiner Mutter zu kümmern. Bereits an der Haustüre konnte ich wahrnehmen, wie die Stimmung drinnen war. Die Anspannung wahr spürbar. Der sicherste Ort war der Kasten.

Weitere prägende Ereignisse:

  • Drohungen und Erpressung
  • Verlust eines Elternteils
  • Vernachlässigung
  • Anschreien
  • Gewaltandrohung
  • Körperliche Gewalt (auch die vermeintlich nicht so schlimme Ohrfeige)
  • Psychische Gewalt
  • Beschimpfungen
  • Verachtung 
  • Abwerten
  • Verurteilungen
  • Verlust eines Geschwister
  • Geschwister mit Beeinträchtigung
  • Unfälle, beinahe ertrinken
  • Starke Verbrennungen
  • Abwesenheit der Eltern, sie sind zwar physisch da aber nicht in Kontakt
  • Bindung und Beziehung wird nicht gehalten
  • Zeuge von schweren Unfällen
  • Operationen & Spitalaufenthalte
  • Fehlendes Einfühlungsvermögen in die Not des Kindes.
  • Kälte, Taubheit oder Gleichgültigkeit gegenüber den Bedürfnissen des Kindes
  • Schuldzuweisungen
  • Verantwortung übernehmen für jüngere Geschwister
  • Geburt des zweiten Kindes 
  • Erwartungsdruck
  • Mobbing
  • Das Geschwister wird bevorzugt
  • Bestrafen
  • Früh Verantwortung übernehmen müssen
  • Ernsthafte psychische oder pysische Erkrankungen eines Elternteils
  • Für das Wohl der Eltern zuständig sein
  • Partnerersatz

Somit hinterlassen viele Dinge tiefgreifende Spuren in uns.
Obwohl dieser Horror Alltag war ist er nicht normal. 

Das Kind kann eine gesunde Entwicklung mit körperlichem, geistigem und seelischem Wohlbefinden entfalten, wenn seine Grundbedürfnisse, nach Fürsorge, Zustimmung, menschlicher Nähe, Nahrung, Schlaf, Wärme und Pflege, aber auch nach Zuwendung, Liebe und Schutz befriedigt werden. Eine körperliche Unversehrtheit, Sicherheit und Regulation sowie Koregulation die im direkten Körperkontakt geschieht sind wichtige Voraussetzungen. Die Kleinen sind auf verlässliche, liebevolle und vertrauensvolle Beziehungen angewiesen. Die Verfügbarkeit naher Menschen ist wichtig. Diese ermöglichen eine sichere Bindung als Basis für das neugierige erforschen und erkunden entwicklungsgerechter Erfahrungen, sowie Erfahrungen, die auf individuelle Unterschiede zugeschnitten sind. Sie brauchen Grenzen, Strukturen, Zuverlässigkeit und Einfühlsamkeit. 

Das gestillte Bedürfnis des Kindes nach Kontakt, Nähe, Sicherheit und Geborgenheit lässt es wachsen und gedeihen.
Was damals nicht stattfinden konnte kann in einem geschützten Rahmen in gewisser Weise nachentwickelt werden. Nimm Kontakt auf, damit Zufriedenheit deinen Alltag prägt.